In leuchtendem Gelb entfaltet Melchior Schedler ein surreal-poetisches Geflecht aus Wesen, Maschinen und Zeichen. Eine schalenartige Figur bildet das Zentrum des Bildes – halb Mensch, halb Muschel, halb Traum. Aus ihr wachsen Regenbogen, Züge, Schiffe und Vögel: Sinnbilder für Bewegung, Erinnerung und Verbindung.
Schedlers „Familie“ ist kein Porträt im herkömmlichen Sinn, sondern ein organischer Stammbaum aus Formen und Assoziationen. Mensch, Natur und Technik verschmelzen zu einem einzigen, atmenden System. Mit Humor, feiner Ironie und musikalischem Rhythmus verwandelt Schedler das Thema der Familie in eine Vision von Zusammengehörigkeit jenseits biologischer Grenzen.
Das Werk verbindet den Geist des Surrealismus mit dem spielerischen Denken der 1970er Jahre – ein Traumraum, in dem alles mit allem verwandt scheint.
Der Künstler äussert sich so zu seinem Bild:
"Wer mein SCHAUBUCH kennt, kennt sie ja auch schon: eine Kornschaufel als Lindenholz, erworben bei einem der in Frankreich (Westküste) immer irgendwo üblichen "brocants", auf deutsch heißt es vergröbert Flohmärkte, auf die man jede Art von Hausrat erwerben kann.
Seither, seit über zehn Jahren, hängt sie in meiner Wohnung, immer erwartend, dass ich sie abmale. Sie hängt dort neben einem "Fatschenkind", das als Kind mein Schlafgenosse war, diesmal aus dem viel näheren Ohlstadt von einem Hof, der einen Troadkasten oben auf der Glenleiten weiß. Das klingt alles nach Zuhause, nach eigenem Dach, und ich habe (da ich ein eigenes Dach nicht mehr habe) halt unbewusst mit dem Estergbirge zusammengemalt;
einem Stück Seidplark, meinem alten Freunde Harpo, einer Spielzeug-Eisenbahn,
die unter dem Küchenbüfett hervorquillt, lauter Dingen der "Heimat, in der
noch nie einer war", hat Ernst Bloch geschrieben, und ich schreibe und schreibe
weiter, statt daß ihr selber eure Augen anstrengt und einfach schaut..."
Bilder von Melchior Schedler sind im Oberammergau Museum zu sehen.
▶ https://www.oberammergaumuseum.de